Der Tourenbericht ist sicher nicht mehr ganz taufrisch, und die alten Boliden sind dieses Jahr endgültig in ihren wohlverdienten Ruhestand überführt worden. Sprich, nur noch ab und an Ausfahrten an sonnigen Wochenenden damit kein Standschaden entsteht.
Also ist hier noch keine BT1100 im Einsatz, Auf einem Bild kann man aber die erste Nahbegegnung mit einer BULLDOG erkennen, dabei ist es geschehen.
Aber die Technik der Oldis war damals schon manch anderen Boliden deutlich voraus, und daher sollten sie noch einmal eine lange Tour absolvieren. Fahrwerk, Leistung, Kardan, Benzinverbrauch, Packmöglichkeiten, all das im Paket bietet heute lange nicht jedes Bike. Von der Nostalgie mal ganz zu schweigen.
Ist heute meist der Anhänger im Einsatz, hier sollte es noch einmal richtig puristisch werden, so lange es noch geht

Von Aachen bis in die Schweizer Alpen, ein Biker- Tourenbericht
Die Urlaubsplanung 2007 steht an, Bikerurlaub in den Bergen.
Also, mit den Oldtimern in die Berge.
Die Planung:
Start in Aachen, in drei Etappen in die Schweizer Alpen. Ohne Nutzung von Autobahnen, Autozügen oder sonstigen Schummelleien.
Das Equipement:
2x XJ 650 Bj:1980
1x Tunnelzelt , quasi die ganze Ausrüstung inklusive Kochkram.
Ziel:
Der Brienzer und Thuner See, idealer Stützpunkt für herrliche Touren und Pässefahrten.
Etappe 1: Aachen in die Vogesen, Distanz ca. 380km.
Am 07.07.2007 ging es auf die erste Anfahrtsetappe, durch die schöne Eifel.
Wegpunkte waren Schleiden > Blankenheim > Daun > in Bernkastel Kues über die Mosel > Neunkirchen > hinter Zweibrücken über die Grenze nach Frankreich > durch die Vogesen über * nach Oberbronn bei Reichshoffen.
Oberbronn ist ein wunderschönes altes restauriertes Städtchen, dort war der erste Übernachtungsstop auf dem Campingplatz eingeplant.
Der Platz ist wunderschön ruhig am Waldrand gelegen, ideal für eine erholsame Nacht.
Die erste Etappe ist sicherlich für den Anfang sehr weit, allerdings ist die gut ausgebaute Strecke durch Frankreich zum Schluß sehr angenehm zu fahren.
Hier ist das Nachtquartier zum ersten Mal aufgeschlagen.
Oberbronn in den Vogesen

Etappe 2: Von den Vogesen über den Rhein in den Schwarzwald mit dem Tagesziel Bodensee. Distanz ca. 260km
Start in Oberbronn > Reichshoffen > Haguenau > Bischwiller > bei Rheinau über den Rhein > über Achern zur Schwarzwldhochstrasse > Wolfach > St. Georgen > Villingen > Donaueschingen > Blumberg > Singen > Radolfzell > Allensbach > Hegne.
Eine wunderschöne Strecke führt uns aus den Vogesen in das Rheintal und sehr schnell hoch in den Schwarzwald. Wir schwingen uns weiter über die Schwarzwaldhochstrasse in Richtung Wolfachtal. Tagesendziel ist der Bodensee, der Campingplatz Hegne, Zelten direkt am Wasser mit netten Ambiente am Bikerlagerfeuer.
Der Sommer gestaltet sich bisher alles andere als Motorradfreundlich, aber mit etwas Glück erreichten wir trocken den Campingplatz Hegne, von einem waschechten Biker verwaltet, genau das richtige für eine Bikerpause.

Das Lagerfeuer wird schon früh im Mittag entfacht, Grillen ist hier wirklich bikergerecht.

Am frühen Morgen gab es erst einmal eine Runde Schwimmen.
Der Bodensee in seinem schönsten Ambiente war ein wunderbarer Etappenabschluß.

Und hier der Fafhrzeugpark vom Chef.

Etappe 3: Vom Bodensee in die Schweizer Alpen.
Über den Grenzübergang in Konstanz > Will > Wattwil > Jona > Zürich- See > Pfäffikon > Sihlsee > Unteriberg > Schwyz > Stans > Sarnen > über den Brünigpass nach Brienz > Interlaken > Lessigen > Ziel der Campingplatz in Krattigen über dem Thuner- See
Tag 3, endlich der Start in die heiß ersehnten Alpen, die ersten Pässe warten.
Aber nun hat uns doch noch das Miesewetter erreicht. In der Nacht sanken die Temperaturen in rekordverdächtige Tiefen. Der Abbau ging noch halbwegs trocken, doch nach Überqueren der Schweizer Grenze legte der Dauerregen los. Hinter Konstanz fuhren wir durch eine klate Waschküche durch die wunderbare Schweizer Gebirgslandschaft.
Mit Regenkombis versuchten wir dem verkehrten Sommerwetter zu trotzen aber hinter dem Zürichsee wurden die nassen Füße und Hände immer unangenehmer. Mit zunehmender Höhe in der Richtung Einsiedeln hielten wir es nicht mehr aus.
Für 160km benötigten wir eine Ewigkeit.
Also neues Tagesziel , der einsame Sihlsee wurde angesteuert.
Über eine lange Brücke, mitten über den See, ging es zum Campingplatz in Willerzell.
Geheizte Waschräume mit Fußbodenheizung und großzügigen Waschkabinen waren der Lohn.
Der Empfang war sehr freundlich, wird durften eine Kabine zur Trockenkammer abschließen.
Motorradklamotten hingen auf den gespannten Wäscheleinen, besser konnten wir es nicht treffen.
Bei einem leckeren Essen konnten wir am Abend die nächste Tagestour planen. Es hörte nicht auf mit dem Regen, aber unser Tunnelzelt erwies sich als absolut Wetterfest.
Auch die 4 C° konnten uns nicht aus der Ruhe bringen.
Ein neuer Tag, und weiter geht es. Die Nachrichten im Radio verkündeten nichts Gutes, Neuschnee auf den Pässen. Darunter auch der Sustenpass, den wir auf unserer Tagesroute hatten.
Aber der war nun gesperrt, was nun.
Über Unteriberg fuhren wir unseren ersten kleinen Pass an. Der Ibergeregg war der richtige Starter. Eine schmale Straße schlängelt sich über viele Kehren und Kurven über den Berg, auf ihrem höchsten Punkt erscheint uns im Tal der Vierwaldstätter See.
Die alten Diven hatten endlich ihren ersten richtigen Einsatz.

Von oben sah man nun auf den Vierwaldstätter See, unser nächstes Ziel. Hinab ging es nach Schwyz, wo wir nun unsere weitere Tour festlegen mussten.

Rast an einer Tankstelle und Informationen einholen, und leider, der Susten war noch wegen Neuschnee gesperrt.
So mussten wir die Route ändern und , durch den langen Autobahntunnel sollte es nun erst nach Stans und weiter über Sarnen über den Brünigpass gehen.
Für den Tunnel musste nun ein Vignette her, die wir eigentlich vermeiden wollten.
Los ging es entlang de Vierwaldstätter Sees in den langen Tunnel nach Stans.
Langsam ging es nun durch immer schönere Landschaften über Sarnen auf den Brünigpass.

Hinab nach Brienz, der See ist erreicht.
Tagesziel und auch Tourenstützpunkt für die nächsten Tage war Krattigen über dem Thuner See. Der kleine Campingplatz bietet für Biker ein Schlechtwetterhäuschen mit Fernseher, Frühstück und Essensplatz mit Grill und Herdplatten.
Der Blick aus Krattigen auf den Thuner- und Brienzer- See. Zwischen den beiden Seen liegt Interlaken. Besonders schön sind auch die Uferstraßen, wie die Strecke von Interlaken nach Thun, aber nicht die Seite mit der Schnellstraße auswählen.

Der neue Stützpunkt auf dem Campingplatz Stuhlegg ist optimal gelegen für viele schöne Pässetouren.

Touren und die schönen Berge.
Alle beschriebenen Pässetouren sind ohne Mautgebühren oder einer Vignette.

Die erste Tourenplanung wird geschmiedet.
Tagestour 1: Die Jaunpasstour
Der kleine Jaunpass ist genau der richtige Aufwärmspaß für die erste lockere Tagestour.
Wir starten in Spiez am Thuner See und biegen schnell ab in das Simmetal in Richtung Erlenbach. Wir folgen der wunderschönen Talstraße bis Reidenbach.
Dort geht es rechts hinauf auf den Jaunpass. Die Straße ist zwar schmal aber sehr gut ausgebaut. Über wunderbare Kurven und Kehren geht es bis auf 1509m, dann ist schon der höchste Punkt des Passes erreicht.


Hinab geht es nach Jaun, ein malerisches kleines Bergnest. Weiter fahren wir über Charmey einen Rundkurs über Gruyères, Montboven, und Chateau d Óex.
Wunderbare Bauten kann man auf dieser Tour entdecken.

Nun geht es wieder auf dei 11 hinauf nach Saanen und weiter zurück in das Simmetal nach Zweisinnen. Die Strecke eignet sich hervorragend als Tagestour und lässt auch viele schöne Pausen zu.
Die große Dreipässerundfahrt:
Ein richtiger Klassiker steht bevor. Susten > Furka > Grimsel
Diese drei großartigen Passstrassen lassen sich zu einem einzigartigen Erlebnis in einer Rundfahrt verbinden.
60 Kehren und 3600 Höhenmeter stehen an.
Wir starten wieder am Brienzer See und steuern zuerst den Sustenpass an.
In Innertkirchen beginnt der große Pässespaß.
Der Susten: Passhöhe 2224m bei einer Länge von 45km
Die Straße ist sehr gut ausgebaut und bietet Tunnel, Schluchten, wunderbare Aussicht auf die angrenzenden Berge und Gletscher.


Oben angekommen auf 2224m, ist erst einmal kleine Pause, bevor es durch den Gipfeltunnel zur Abfahrt nach Wassen geht.


Und weiter geht es nun zur bizarren Teufelsbrücke, Rast ist angesagt, heissen Apfelstrudel mit Vanillesoße tanken.

Weiter steuern wir Andermatt an, in Hospental beginnt der Furkaspaß.
Der Furka: 2436m bei einer Länge von 31km.
Die Auffahrt von Hospental beginnt auf wechselnden Fahrbahnqualitäten, mal schmal, und wieder ein neu sanierter Fahrbahnabschnitt wechseln sich ab.

Langsam erreichen wir den höchsten Punkt.

Die Paßspitze ist erreicht, aber die Aussicht auf die Furka- Abfahrt und Grimsel- Auffahrt lässt die Frau erschöpft auf den Lenker sinken.

Eine wunderbare Aussicht auf bevorstehenden Bikerspaß.

Die Abfahrt am legenderen Hotel Belvedere vorbei, und unten angekommen, hinauf auf den Grimsel.
Der Grimsel: 2165m bei einer Länge von 32km.

Wunderschöne Kehren führen hinauf zur Grimsel- Passhöhe.

Die Abfahrt erfolgt über Guttanen zurück nach Innertkirchen.
Tagestour 3: Pässetour über den Col du Pillon 1546m, Col de la Croix 1778m und Col de Mosses 1445m.
Eine wunderbare Tages- Rundtour sind die drei landschaftlich schön gelegenen Pässe.
Wir starten wieder durch das Simmetal bis nach Saanen, wo wir auf den schönen Col de Pillon starten.


Weiter geht es in Richtung Col de Croix, eine Berglandschaft vom Feinsten und eine Paßstraße die fast ausnahmslos von Bikern befahren wird ist der Lohn.
Rast auf der Passhöhe, ja was steht denn da neben mir.

Die Bergwelt zeigt sich in ihren schönsten Farben, in den Tälern ist die Luft heiß, auf dem Paß herrscht eine wunderbares Motorradklima.


Die Abfahrt nach Villars-sur-Ollon.

Und weiter hinab geht es nach Villars-sur-Ollon, über Ollon nach Aigle, wo wir wieder in Richtung Col des Mosses aufsteigen. Schließlich endet die Passabfahrt und wir erreichen Chateau d Óex. Die Rückfahrt erfolgt wie bei der Jaunpaßtour in Richtung Zweisinnen in das Simmetal.
Es gibt eine sehr schöne Schweizer- Page, dort sind von allen Pässen Videos und Informationen hinterlegt.
Die geniale Schweizer Pässepage
Das waren die Anfahrt und Pässe- Touren in den schönen Schweizer Alpen.
Aber auch an den Seen gibt es herrliche Uferstrassen und Sehenswürdigkeiten.
Für einen Erholungstag bietet sich das riesige Freilichtmuseum in Ballenberg am Brienzer See an.

Infos zu Preisen und Versorgung in der Schweiz:
Oft wird die Schweiz schlicht als teures Urlaubsland beschrieben, aber so kann man es wirklich nicht betrachten.
Ein Motorradurlaub muß im Vergleich zu den anderen Alpenländer alles andere als teuer sein.
Der Benzinpreis ist sicher der erste Pluspunkt der bei einem Bikerurlaub für die Schweiz spricht.
Und man darf nicht vergessen, die Schweiz ist das Motorradland, und genau so freundlich wird man dort mit dem Motorrad aufgenommen.
Die Unterkünfte sind dagegen auf einem höheren Preisniveau, eine Pension kann man durchaus in die Preisregion von Hotelpreisen einordnen.
Dagegen sind die Campingplätze qualitativ sehr hochwertig und die Campingpreise liegen absolut im normalen Bereich.
Im Gegenteil, im Vergleich zu den italienischen Plätzen sind sie sehr preiswert.
Die Verpflegung mit Lebensmitteln ist kein Problem, nur ist nicht der Supermarkt unbedingt die günstigste Adresse. Kurioser Weise waren oft die Tante- Emma- Läden in den einsamen Seitentälern deutlich preiswerter, besonders die Wurst und Käsespezialitäten aus der hiesigen Region. So haben wir besonders auf den Touren die kleinen Läden angefahren.
Das Essen im Restaurant entspricht im Schnitt den deutschen Preisen.
Maut und der Straßenverkehr:
Für die Schweizer Autobahnen gilt die Vignettenpflicht, und diese gibt es auch nur für die Laufzeit von einem Jahr. Allerdings sind dafür die meisten Pässe kostenfrei.
Also wer die Autobahn umgeht kann preisgünstig die Schweizer Bergwelt bereisen.
Auf den Landstraßen gilt maximal 80kmh. Für den Tourer ist das eher kein Problem, besonders die kurvenreichen Bergstrassen sind so sehr entspannt zu befahren.
Und zu schnelles Fahren kann sehr teuer werden, also aufgepasst.
Tiefflieger von hinten haben wir fast nie erlebt, kein Vergleich mit unseren Motorradrevieren.
Also fahren und genießen.
Sollte man in einem Unfall verwickelt werden kann es ebenfalls teuer werden.
Das erscheinen der Polizei am Unfallort kann man getrost als kostenpflichtige Dienstleistung betrachten. Da müssen am Unfallort bis zu 700 Franken bezahlt werden. Für die Bearbeitung des Unfalls durch die Polizei und später für den Richter.
Wenn der Wohnort nicht in der Grenzregion liegt, kommt eine Kaution hinzu, und schon ist der Betrag zusammen.
Die Kaution wird allerdings bei Unverschulden später zurückgezahlt.
Also, besser keinem Unfall beiwohnen, wer will das auch schon.
Ich hoffe wir konnten euch ein wenig über das wunderbare Motorradland Schweiz mitteilen.
Es gibt dort noch viele schöne Passstrassen und Landschaften zu entdecken.
Viele Grüße aus dem Westen,
schrubbi