ueberrascht, als sich zum Fruehstueck blauer Himmel und Sonne zeigen. Lediglich das
Quecksilber mit nur 5°C laesst noch etwas zu wuenschen uebrig.

Obwohl bei meiner Ankunft am Vorabend die Ortschaft ziemlich "tot" wirkte, sind relativ viele
Leute unterwegs. Die schoenen Zeiten von leeren Strassen und Einsamkeit, wie ich sie im
Appennin genossen habe, sind an diesem Samstag definitiv vorbei.

Nach einem kurzen Abstecher von Bertoldi zur Talstation der Sesselbahn "Malga Laghetto"
fahre ich ueber Carbonare zurueck in Richtung Folgaria. Auf dem Passo Sommo (1341m)
biege ich in Richtung Arsiero ab. Eine kurvenreiche Strecke fuehrt auf eine Art Hochebene,
die Alpe Fiorentini.

An einigen, teilweise neuen Aufstiegsanlagen vorbei geht es weiter in Richtung "Le Fratte".
Dort gammeln seit mehreren Jahren eine Leitner Doppelsesselbahn und ein Schlepplift herum.
Der Abzweig von der Hauptstrasse ist natuerlich nicht ausgeschildert, aber auf meine
Schrott-Spuernase ist Verlass. Wenig spaeter stehe ich vor den Relikten der einstigen Ski-
Station. Das Appartementhaus wird teilweise sogar noch genutzt.

Nachdem ich im Talstationsbereich alles photographiert und dokumentiert habe, ueberlege ich
mit der Dogge ueber die ehemalige Skipiste direkt nach oben zu fahren. Allerdings goenne ich
mir vorher noch eine Bedenkzigarette, die durchaus ihre Vorteile hat ... Waehrend ich
naemlich rauche und denke, kommt ein Jeep des "Corpore Forestale della Stato" auf den
Platz geprescht und zwei recht martialisch auftretende Ranger dieser milizmaessig
ausgeruesteten Behoerde zeigen sich recht interessiert, was ich denn da so mache. Nun ja,
Angriff ist die beste Verteidigung. Also frage ich, ob auf der Piste irgendwo noch Zaeune
stehen, weil ich ja nach oben fahren will. Etwas verdutzt antworten die Herren, dass sie mir
dann mein Mopped wegnehmen muessten. Ich frage natuerlich sofort warum, da ich keine
Verbotsschilder sehen kann. Dieses "Spiel" geht noch ein Weilchen hin und her, dann rauchen
wir zusammen einige Zigaretten und ich bekomme den Tipp, es von der Rueckseite her zu
versuchen. Aber bitte zu Fuss, da es sich um ein ehemaliges Schlachtfeld aus dem ersten
Weltkrieg handelt und die Totenruhe nicht gestoert werden soll! Es waeren auch nur knapp
zehn Minuten zu Fuss ...
Wie empfohlen fahre ich zurueck zur Hauptstrasse und umrunde den Berg im Uhrzeigersinn.
Die Strasse durchbricht mit einem Tunnel den Grat. Dahinter geht es durch diverse Gallerien
weiter bergauf.

Vorbei an einer bewirtschafteten Alm gelange ich an eine Art Pass, von wo aus ich zu Fuss
gehen soll.

Ein bischen aergert mich dieser Fussmarsch ja schon, zumal die Strecke problemlos zu fahren
waere. Der Respekt vor den Kriegstoten und weil ich mir staendig einrede, dass diese
Bewegung ja auch gut fuer meinen Koerper sei, erleichtern den Aufstieg.

Nach gut zwanzig Minuten erreiche ich das "Forte Campomolon". Mit dem Bau dieses
italienischen Werkes wurde 1912 begonnen. In einer Art Kehrtunnel waren seinerzeit zwei
280mm Haubitzen "versteckt".


Fast der ganze Gipfel ist untertunnelt und mit Schuetzengraeben versehen. Man muss
aufpassen wo man langgeht und hintritt ...

Auf der noerdlichen Seite finde ich dann die Bergstation der alten Sesselbahn und diverse
funktechnische Anlagen.

Waehrend Maschinenraum und Fahrstand des Liftes verschlossen sind, steht am Anbau die
Tuer zu einem Generatorraum offen. In diesem befinden sich zwei grosse luftgekuehlte V-10
und V-12 Zylinder Dieselaggregate des italienischen Motorenherstellers VM. Leider sind die
Anlagen teilweise durch Vandalismus beschaedigt. Außerdem wurden offensichtlich Faesser
mit Schmier- und/oder Treiboel aus dem Raum gerollt, vor der Tuer ausgeleert und
angezuendet.

Fuer den Weg zurueck nehme ich eine etwas andere Strecke, die diese grandiosen Ausblicke bietet.


Wie so oft, wenn ich denn mal in den Bergen unterwegs bin, beginnt es sich zuzuziehen. Es
wird Zeit etwas Strecke zu machen ...

Ich fahre ostwaerts und gelange ueber Fontana und Forni nach Arsiero im Val d'Astico. Ich
folge dem Tal ein kurzes Stueck in Richtung Norden.

Bei Pedescala verlasse ich die Hauptstrasse in Richtung Asiago. Die kleine Nebenstrasse
quaelt sich in heftigen Serpentinen eine Steilwand hoch und ermoeglicht einen interessanten
Blick auf das Dorf.


Weiter geht es durch Asiago und Gallio in Richtung Enego.


Die Ortsdurchfahrt von Stoner.

Oestlich von Enego geht es herunter in das Val Sugana. Ich bin ein wenig verwirrt, denn
Karte und Strassen passen ueberhaupt nicht zusammen. Es gibt auf einmal eine Art
Autobahn und einen Tunnel nach Arsie. Vielleicht ist meine gute Generalkarte aus dem Jahr
1978/79 doch nicht mehr so aktuell? Das war doch erst gestern, naja okay, vorgestern ...

Aber so leicht lasse ich mich nicht verwirren. Ich fahre weiter, jetzt wieder in Richtung
Norden. Bei Ponte della Serra wechselt die Strassenseite in der Schlucht. Die Bruecke ist
nass vom Wassernebel der Ueberlaeufe.

Kurz vor Mezzano ist der Torrente Cismon mal wieder aufgestaut.

Majestaetisch rahmen die Felsen das Wasser ein.

Es wird kalt. In Mezzano goenne ich der Dogge einen vollen Tank und mir einen Cappucino
mit Zigarette. Den Passo Cereda will ich heute noch ueberqueren, um mich am naechsten
Tag mit Genuss auf den Passo Giau stuerzen zu koennen. Kurz vor Gosaldo mache ich das
letzte und auch kaelteste Bild fuer den heutigen Tag.

Ich muss noch ueber Frassene, Voltago und Agordo bis nach Taibon Agordino fahren um eine
ansprechende Unterkunft zu finden. Inzwischen ist es dunkel, und Niederschlag setzt ein.
Fortsetzung folgt ....
Viele Gruesse von der Kueste, Peter
