Passkontrolle 2007 Nachtrag

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schwede
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Passkontrolle 2007 Nachtrag

Beitrag von schwede »

Tour durch die Alpen, 3200km Kurvenspaß

Passkontrolle07

Eine langersehnte Motorradtour

Vorwort und Erster Tag

Eigentlich begann die Planung dieser tour schon vor 2-3 Jahren.
Drei Freunde saßen in bierseliger Laune zusammen in Eppstein im Taunus.
Nach dem wiederholten Konsum, ich glaube so zum 5tenmal hintereinander, des Werner-Films „Gekotzt wird später!“, wurde lallend beschlossen gemeinsam diese Tour ebenfalls zu fahren. In Ermangelung eines amerikanischen Straßenkreuzers sollten uns aber unsere zweirädrigen Eisenhaufen genügen.
Mit dem Motorrad nach Korsika, für mindestens 2 Wochen einfach nichts anderes tun als fahren, Alkoholika konsumieren und Mensch sein.
Von Jahr zu Jahr wurde der Reisetermin aus den verschiedensten Gründen immer wieder verschoben: mal war es der neue Job, die Familie, Geldmangel oder das Mopped war immer noch nich fertig für den TÜV.
Dann irgendwann reichte es! Es sollte verdammtnochmal losgehen. Egal wohin, egal wie lange. Hauptsache endlich raus aus dem Alltagstrott.
Urlaub war angesagt!!
Am zweiten September-Wochenende sollte es losgehen. Wer kann, kommt mit.
Einige Zeit vorher hatten Jan und meine Wenigkeit sich neue Moppeds zugelegt und die wollten unbedingt bewegt werden.
Leider war das Wetter die Wochen vorm Urlaub nicht sehr berauschend, sondern eher kühl und auch die Luftfeuchtigkeit infolge von Regen sehr hoch.
Wetterberichte wurden zur täglichen Lektüre, denn unser Reiseziel stand zwar mit den Alpen schon recht fest, aber sollte es dort schneien, fahren wir halt woanders hin.

Dann kam er endlich, der heissersehnte Freitag. Morgens musste ich noch malochen und mein Chef war der festen überzeugung ich würde wie sooft wieder läbnger machen. Umso erstaunter war er, als ich mehr als pünktlich den Hammer fallen lies und mich in den Urlaub verabschiedete.
Den Heimweg legte ich in Rekordzeit zurück.
Zu Hause standen die Koffer und Gepäckrollen schon fertig gepackt im Flur.
Innerhalb einer halben Stunde war alles auf meiner geliebten Bulldog verrödelt, die Moppedklamotten angezogen und das Garmin-GPS gebootet.
Eine letzte Kippe vorm Start und der noch der obligatorische Rundgang durch die Wohnung.
Dann ging es los. Die Dicke brüllte ihre Ungeduld meinen Nachbarn entgegen.
Das GPS zeigte „Jan/Taunus – kürzeste Strecke/über Land“ an und ich folgte den Anweisungen. Es war echt frisch, bedeckter Himmel und irgendwie nicht wirklich gemütlich zu fahren.
Nach kurzer Zeit fing es tatsächlich an zu fisseln. Aber dank Gore-Tex war mirs egal.
Auf dem Westerwald hörte es auf zu regnen und ich erfreute mich an den mir bis dato unbekannten Sträßchen, die sich herrlich Kurvenreich und Autofrei durch die Wälder schlängelten. Erst nach einiger Zeit wunderte ich mich darüber, dass diese Strecke die kürzeste Verbindung zwischen meiner Heimat und Jan´s Domizil sein sollte, denn ich erreichte langsam die 150km Marke und war noch nichtmal in der Nähe meines Ziels.
Ich überprüfte die Einstellung des Navis und stellte mit Erschrecken fest, dass es sämtliche roten Straßen umging und mich stattdessen im ZickZack über gelbe Sträßchen leitete. So wurden aus den normalen 120km dann am Énde fast 200km. Aber egal, is ja Urlaub.
In Königsstein noch mal vollgetankt und Jan angerufen, der sich schon langsam Sorgen machte. Die letzten Kilometer wurden im Tiefflug und bösem Grollen des V2 abgeritten.
Jan erwartete mich mit einer wunderbar kalten Flasche Bier.
Urlaub!!
Dieser Ruf sollte in den kommenden Tagen noch oft erschallen.
Dieses eine Wort stand für uns für temporäre Freiheit, Lebenslust und Motorradfahren.

2.Tag
Taunus – Herrsching am Ammersee

Wir quälten uns nach einer harten Nacht früh morgens um 9 Uhr aus den Federn um bei Jan´s Freundin zum Frühstück aufzuschlagen.
Also das Gepäck auf die Hocker gezurrt und los gings.
Heute stand eine lange „Transitetappe“ über Autobahn auf dem Programm.
Einfach nur Kilometer fressen auf der Dosenrennbahn, dass Urlaubsziel erreichen.
Das Wetter war durchwachsen: Kühl und diesig aber es zeigten sich auch ein Paar Sonnenstrahlen. Irgendwo zwischen Stuttgart und Ulm wurde der Himmel immer dunkler und die Straße hatte feuchte Stellen. Oh Mann, bitte keinen Regen. Jan zog vorsichtshalber seine Regenhaube auf den Tankrucksack. Die Digicam soll ja nich am ersten Tag nen Wasserschaden erleiden. Aber dank dieser Maßnahme kamen wir dann doch trockenen Füßes in Herrsching an. Dort wohnt der Dritte im Bunde, der damals mit in Eppstein „später gekotzt“ hat. Leider konnte er aus Arbeitstechnischen Gründen nicht mitfahren. Schade, schade. Beim nächstenmal dann.

3.Tag
Herrsching – Kemating/Österreich

Auch in Herrsching wurde am Vorabend reichlich dem Bajuwarischen Gerstensafte gehuldigt und dem Wettergott einige Trinkopfer dargebracht.
Hat aber alles nix genutzt. Am nächsten Morgen regnete es Bindfäden und unsere Weiterfahrt schob sich immer weiter nach hinten.
Dann, gegen Nachmittag wurde es besser und der Regen hörte fast auf.
Also wurden die Maschinen bepackt und los gings. Stefan begleitete uns noch einige Kilometer mit seiner BMW und lotste uns über wunderschöne, aber nasse Nebenstraßen bis irgendwo bei Wolfratshausen. Dort trennten sich unsere Wege.
Jan und ich bollerten über angenehm zu fahrende Nebenstraßen eigentlich fast exakt nach Osten. Die Strasse trocknete zusehends und das Wetter wurde auch ein wenig besser, auch wenn die Sonne nur selten rauskam.
Bei Oberndorf überquerten wir die Salzach und damit gleichzeitig die Grenze nach Österreich. Das Land, in dem die Spritpreise um einiges niedriger sind als bei uns. 1,12€ für nen Liter Super machen dann noch mehr Laune aufs Motorradfahren. Nur sollte man sich penibel an die Geschwindigkeitsbegrenzungen halten. Auch wenn es anhand der guten Straßen sehr schwer fällt, denn die Strafen sind drakonisch.
Heutiges Tagesziel ist die Wohnstatt meines jüngeren Bruders und dessen Freundin, die es vor einigen Monaten aus beruflichen Gründen ins Salzburger Land verschlagen hat.
Nächster Ort ist laut GPS unser Ziel, eine lange Gerade mit leichter Steigung und einer wunderbar langen Kurve wird auf dem Display angezeigt. Ortsende Göming, die Straße ist komplett einzusehen und ich kann keine hiesige Folkloretruppe (Polizei) entdecken.
Also runterschalten in den Dritten, Kupplung kommen lassen und mit der rechten Hand recht unzärtlich die Drosselklappen der Dogge auf Durchzug geschaltet. Sie holt tief Luft und stürmt mit diesem wunderbaren Donnern auf die Kurve zu. Vierter Gang, Gas, Fünfter, Gas, am dahinpöttelten Trecker in dezenter Schräglage und offenem Hahn vorbei. Ich liebe dieses Mopped. Ortseingang Kemating, Hahn zu, vierter Gang, donnerndes Auspuffknallen, Gänsehaut, Jan direkt hinter mir. Ich kann sein Grinsen fast im Rückspiegel erkennen.
Auch mein Bruder hat uns bereits gehört und erwartet uns vor seinem Haus. Er wollte uns eigentlich mit seiner alten 150er MZ entgegenkommen und uns eskortieren, aber wir sind besser durchgekommen als geplant. Egal. Erstmal abrödeln und ankommen.
Wir sind aber für heute immer noch nicht satt und mein Bruder schlägt vor noch eine kleine Runde zu drehen. Leider ist an seiner MZ ein Stehbolzen vom Zylinder rundgenudelt und er muss auf seinen 50er Simsonroller umsteigen. Es ist schon ein lustiges Bild, wenn zwei 1100ccm Motorräder hinter einem Roller hertuckern. Über schmalste Sträßchen erklimmen wir den Hausberg von Kemating und kehren dort erstmal auf ein Radler in eine Schänke ein.
Wir waren übrigens die einzigen Gäste, die unbedingt draussen sitzen wollten. Dann ging es wieder gen Heimat. Mein Bruder wieder vorneweg, über eine offizielle „Hauptstrasse“ die so schmal war, das zwei Moppeds schon kaum aneinander vorbeikamen, die mitten über den Hof eines Bauernhofs führt, die so kurvig war, dass mein Bruder uns mit seinem wesentlich wendigeren Roller lässig abhängte. Selbst wenn ich gewollt hätte, ich wäre auf keinen Fall schneller gewesen als er. Aber man muss dazu sagen, dass mein Bruder auch mit einer steinalten Kreidler Florett einige tausend Kilometer durch die Alpen gefahren ist. Der kann das halt schon.

4. Tag

Kemating – Lienz

Heute geht’s endlich in die Berge.
Auf dem Weg nach Salzburg erstmal eine Vignette (4,50€/10 Tage) für die Dosenbahn besorgt. Denn ohne kostet es bis zu 450€ Strafe und Salzburg ist ohne Autobahnkontakt fast nicht zu umfahren. Also ein letztesmal an der Leitplanke eingeklinkt und ab Richtung Süden.
Ziel ist ein Campingplatz bei Lienz. Obwohl das Ziel eigentlich die Grossklocknerstrasse ist.
Nach einer mächtigen Mafiatorte in Bruck geht’s bei strahlend blauem Himmel und Sonnenschein in den Nationalpark Hohe Tauern. Vor uns liegt majestätisch das Gebirgsmassiv, dessen höchste Erhebung der Grossglockner ist. Wir bummeln hinter einigen Autos über wunderbare Strassen und geniessen den Blick auf schneebedeckte Berge.
Dann kommt die Mautstation. Da hier sehr viele Motorradfahrer unterwegs sind, gibt es hier ein Informationsbüro mit extra Parkplätzen für Zweiräder. Man muss also nicht in der Autoschlange vor einer Schranke stehen und seinen Geldbeutel hektisch aus- und einpacken.
Wir bekommen eine Broschüren in die Hand gedrückt, nachdem wir die 18€ Maut pro Motorrad bezahlt haben. Dies mag manchem Anfangs recht viel vorkommen, allerdings bekommt man dafür auch einiges geboten. Die grandiose Landschaft ist zwar ein großer Teil davon, aber nicht Alles.
Die Betreiber wissen um die Probleme von Motorradfahrern mit Bitumenstreifen und ähnlichem Flickwerk, deshalb wird man solches hier nicht finden. Die komplette Strecke hatte perfekten Grip, keine Schlaglöcher oder Buckel. Man konnte sich also voll auf die Landschaft und die Streckenführung konzentrieren. An den typischen „Fotostops“, Restaurants und sonstigen „wichtigen“ Punkten auf der GGS waren so genannte Bikerpoints angelegt, also für Moppeds reservierte Parkplätze, Schliessfächer für Helme etc. Dies mag im September nicht so nötig sein, aber in der Hochsaison werden hier tausende Autos und Busse halten und da findet man als Biker selten nen gescheiten Stellplatz. Ich persönlich fands sinnvoll.
Wir bollerten also gemütlich den Berg rauf und erklommen auf eigener Achse den höchsten hier anfahrbaren Punkt. Die Edelweissspitze mit 2574m. Da merkt man durchaus den Leistungsverlust durch die dünne Luft bei Mensch und Maschine. Aber natürlich war das für die beiden Yamahas kein Problem. Selbst einige Harleys und sogar eine uralte Puch haben den Weg hierher geschafft. Wobei wir vermuten, das zumindest die Harleys nicht die ganze Strecke auf eigener Achse gefahren sind.
Wenn man denn schon mal 18€ gelöhnt hat, fahren wir auch jeden Meter der GGS.
So erreichten wir dann die Franz-Josefs-Höhe oberhalb des Paterzengletschers. Von letzterem sah man allerdings nicht mehr soviel, denn auch er wurde in den letzten Jahren aufgrund des Klimawandels immer kleiner. Da hier auch ganze Geschwader von Touristen nach Murmeltieren ausschau hielten, suchten wir recht schnell das Weite. Über viele Kurven stürzten wir uns hinab ins Tal Richtung Lienz.
Dort hatte uns mein Bruder einen Campingplatz empfohlen, der mitten im Wald an einem See liegt. Kurz vor dem Campingplatz dann noch mal so was wie Kehren zum Abschluss.
Auf dem Platz trafen wir noch einen anderen Biker, der die letzten Tage im Dauerregen in Bruck festgehangen hat. Heute war also seit Tagen der Grossglockner erstmals schneefrei und befahrbar. Wir konnten es kaum glauben.
Dann haben wir diesen ersten, wirklichen Urlaubstag mit Bier und Spaghetti bei herrlichem Ausblick ausklingen lassen.

5. Tag

Lienz – Prad am Stilfserjoch

Da wir uns der Wetterlage nicht sicher waren, fragten wir den Platzwart nach seiner Einschätzung der Schneelage für den Staller Sattel, den wir heute machen wollten.
Er meinte, dass es letzte nach auf der Gruossglocknerstrasse 35cm Neuschnee gegeben habe und er vermutet, das der Staller Sattel vermutlich weis sein könnte.
Wiedereinmal stellten wir uns die Frage, ob wir weiter in die Berge fahren sollen, oder direkt durch nach Italien. Aber was, wenn die Pässe zuschneien? Dann hängen wir südlich der Alpen fest.
Wir entschieden uns auch Aufgrund von strahlendem Sonnenschein, dazu es drauf ankommen zu lassen und zum Staller Sattel zu fahren.
Also durch Lienz durch, tanken und die B108 genommen, die uns aus der Stadt herausführte.
Immer am Flüsschen Isel entlang folgten wir der gut ausgebauten Strasse. Bei Huben verliessen wir die 108 in Richtung Hopfgarten.
Immer am Schwarzbach entlang schlängelt sich die L25 durch das Defreggener Tal Richtung Staller Sattel. Ab Erlsbach gents dann endlich wieder mit richtigen Kurven bergauf. Die Aussicht ändert sich alle paar hundert Meter, nach jeder Kurve hat man einen anderen Blick ins Tal. Wollte man diese Eindrücke auf Bildern festhalten, müsste man alle paar Meter anhalten. Es ist einfach unglaublich.
Oben auf dem Staller Sattel angekommen war erstmal Pause angesagt, denn die Abfahrt ins Südtiroler Antholz ist so schmal und eng, das sie durch eine Ampel geregelt wird. Die erste Viertelstunde nach der vollen Stunde geht’s bergab, von halb bis viertel vor der vollen stunde geht’s bergauf. Wir haben alle anderen Motorradfahrer losstürmen lassen und sind gemütlich am Ende der Autoschlange nach unten gebummelt. So enge Kehren hab ich noch nie gesehen. Eigentlich sind wir die ganze zeit im zweiten Gang und mit Motorbremse gefahren.
Beschleunigen war auf den 10-15m langen Geraden irgendwie sinnfrei.
Das es rund um Antholz mehr als Touristisch zugeht, brauch ich wohl kaum jemandem zu erzählen. Also fuhren wir zügig über Bruneck Richtung Brixen, denn wir wollten noch den Jaufenpass mitnehmen und uns dann bei Meran einen Platz zum schlafen suchen.
Also ging es ab Brixen über die alte Brennerstrasse Richtung Brenner.
Bei Sterzing bogen wir nach Westen ab auf die SS44 Richtung Jaufenpass. Langsam schraubten wir uns immer weiter das Tal hinauf und versuchten an den völlig schmerzfreien, italienischen Kleinlastern dranzubleiben. Die fahren hier wirklich wie die Bescheuerten. Bei Kehren und Kurven sollte man immer damit rechnen, das ein 7,5tonner die Kurve abkürzt und man dadurch nur noch wenig Platz zum fahren hat.
Der Großteil der Auffahrt zum Jaufenpass verläuft durch Wald und man hat nur sehr wenig Möglichkeiten den Ausblick ins Tal zu geniessen.
Auch gibt es keinerlei Park- oder Rastplätze an der Strecke um mal in Ruhe anzuhalten. Dann kommt irgendwann die letzte Kurve, der Wald verschwindet und man befindet sich oberhalb der Baumgrenze.
Schlagartig bekommt man die volle Pracht der umliegenden Berge auf die Netzhaut. Unfassbar. Man ist tatsächlich wie erschlagen. Bis zur Passhöhe konnte ich mich kaum entscheiden die kurvige Strasse vor mir möglichst schnell mit der Dogge aufzusaugen und zu geniessen, oder doch lieber bummeln und die Landschaft geniessen.
Bergab nach Meran war die Strecke nicht mehr ganz so kurvig und man hatte reichlich Zeit auch mal auf die Gegend zu achten.
Nachdem wir uns vor dem Pass dick eingemummelt hatten, um dem eiskalten Wind zu trotzen, wurde es mit abnehmender Höhe immer wärmer und nach Meran mit seinem typisch italienischen Verkehrsgetümmel wurde Anzugserleichterung befohlen.
Da es in und um Meran irgendwie keine Campgrounds gab, wollten wir auf dem Weg zum Stilfser Joch einen suchen. Leider sind in Meran wenige Wegweiser mit Ortsangaben vorhanden, sondern es sind nur die Pässe ausgeschildert. Wer also Richtung Naturns will, muss nach dem Schild „Reschenpass“ Ausschau halten. Mir war es auch nicht klar und so haben wir dann doch noch einen unfreiwilligen Abstecher nach Süden gemacht.
Endlich auf der richtigen Strasse wurde uns bewusst, das das Vienschgau für seine Äpfel bekannt ist. Diese fanden sich nämlich leider nicht nur an den unzähligen Apfelbäumen längs der Strasse, sondern auch auf den 2-3 Anhängern hinter den langsamen Traktoren vor uns und, zu allem Überfluss, auch in verschiedenen Aggregatzuständen von knackig am Stück bis matschigplattgefahren auf der Fahrbahn.
Dagegen ist Laub in deutschen Mittelgebirgen Kindergeburtstag. So kam zu den mittlerweile gereizten Nerven durch den Verkehr auch noch der ein oder andere Adrenalinschub durch schmierigen Strassenbelag.
Der erste Campingplatz, bot ein Bild des Grauens: Wohnwagen neben Wohnwagen in Reih und Glied, Satelitenschüsseln am Vorzelt, vornehmlich Rentner jenseits des Mindesthaltbarkeitsdatums trugen schamlos ihre rosanen Bademäntel und krampfadernübersähten Beine zur Schau. Und genau auf diesen Platz donnerten zwei geräuschoptimierte Doggen mit entnervten und müden Fahrern. Die Blicke der Mumien in Frottee hättet ihr sehen sollen! Nunja, schnell weg und den nächsten Platz begutachtet.
Dieser bot ein ähnliches Bild und am Eingang hing ein Schild, dass dieser Platz voll sei.
Der Tag neigte sich dem Ende und unsere Odyssee war noch nicht zu Ende.
Ein weiterer Campground, der auf unserer Karte eingezeichnet war, konnte leider trotz 10km Umweg und Suche nicht gefunden werden. Meine Stimmung neigte sich dem absoluten Nullpunkt zu. Letzter Versuch in Prad. Egal wie der Platz aussieht, weiterfahren wollte ich nicht mehr.
Der Platz war zwar recht gut gefüllt mit fahrbaren Tupperdosen, aber für uns gab es noch ein Plätzchen. Zudem hätte man das Schwimmbad und die Sauna nutzen können.
Endlich Zelt aufbauen und ausspannen. Wir haben an diesem Tag zwar nur 264km gefahren, aber zwei anspruchsvolle Pässe und italienischen Verkehr hinter uns. Ich für meinen Teil war eh schon seit ein paar Tagen erkältet und nich ganz aufm Damm und an diesem Abend wirklich fertig.

6. Tag

Prad – Churweiden

Eigentlich wollten wir über den Reschenpass weiter Richtung Chur fahren, aber das Stilfser Joch nicht gefahren zu sein, hätte uns hinterher sicherlich leid getan.
Also nach dem Frühstück auf die Moppeds und zum Stilfser gestartet.
Der Verkehr hielt sich in Grenzen und man konnte meist recht gut überholen.
Kurz hinter Trafoi durften dann keine Busse und große LKW mehr fahren und wir nahmen die ersten Kehren unter die Räder. Ähnlich wie am Jaufenpass hörte der Wald recht plötzlich auf und man hatte einen wunderbaren Blick zum Stilfserjoch. Vor uns eine recht lange Gerade von fast 1,5km Länge, dahinter die 49 Kehren der Glückseligkeit.
Ich konnte nicht an mich halten und das Tal erbebte unter Donnergrollen.
Die erste Kehre sauber angebremst,, Schulterblick bergauf um zu schauen ob Gegenverkehr kommt, erster Gang, abwinkeln und durch.
Frühestmöglich die Drosselklappen auf Durchzug und mit Schlupf am Hinterrad aus der Kehre raus, zweiter Gang, Gaaaas, vor der nächsten Kurve Schulterblick, die Dogge zusammenbremsen, im ersten Gang durch die Kehre und auf den Hahn. So ging es 49mal hintereinander. Die Geraden zwischen den Kurven waren höchsten 100-200m lang, da reichte der Zweite. Dahinschleichende Autos wurden hinter der nächsten Kurve gnadenlos versägt, Kurven- und Beschleunigungsrausch der Extraklasse.
Hatte ich erwähnt, das ich die Dogge toll finde? Die 1200er BMW fuhr mir nicht weg und die dicke Yamaha hinter mir kam auch nicht wirklich näher. Ob ich jetzt schnell war, oder die Anderen nicht fahren konnten weis ich nicht. Aber zumindest waren wir die lautesten am Berg!
Leider endet der Kurvenrausch nach der letzten Kehre recht abrupt, denn gerade, wenn man die Gerade als solche erkennt und schön am Gas hängt ist man schon oben und muß wegen den vielen Fußgängern voll in die Eisen.
Bergab ging es dann nicht ganz so eng zu und man konnte mal wieder die grandiose Bergwelt bewundern.
Kurz hinter Molina verlassen wir die SS38 um über die Via Costabella das Zollfreigebiet Livigno zu erreichen. Zwischen San Carlo und Livigno quert man noch mal zwei Pässe, die aber nicht so wirklich auffallen.
Nach einem ausgiebigen Mittagsessen und tanken (0,84€/ltr. Super+) gings dann weiter Richtung Passo del Bernina. Im Grunde ist dieser Pass nur ein Hochtal, also nicht wirklich beeindruckend. Über breite, gut ausgebaute Strassen bollerten wir talwärts und kreuzten mehrfach die Eisenbahnlinie, die über diesen Pass führt. Ich habe vor Jahren diese Strecke mit dem Zug bereist. Der Bernina-Express ist hier die Attraktion, aber sehr teuer. Es fahren aber auch normale Regionalzüge diese Strecke und die kosten fast nichts. Die Streckenführung ist atemberaubend. Wenn man zum Beispiel aus einem Tunnel kommt, sieht man 20-30m unterhalb die letzten Waggons im selben Tunnel verschwinden.
Wer Zeit hat, sollte die Tour mal machen. Am besten geht das von Pontresina aus. Von da bis nach Brusio fahren. Da hat man ein wenig Aufenthalt und kann mit dem Gegenzug wieder zurückfahren. Lohnt sich auf jedenfall.
Wir folgen der B27 längs dem Inn bis La Punt-Chamues um dort mitten im Ort links abzubiegen, hinauf zum Albulapass. Dieser ist mit sicherheit nicht kurvenreich, bietet aber mit seiner kargen Hochlandschaft etwas für die Augen.
Durch Dörfer mit so wohlklingenden Namen wie Filisur fahren wir ab nach Tiefencastel.
Dort biegen wir auf die B3 Richtung Vaz/Obervaz ab um in Churwalden den höchstgelegenen Campingplatz (1258m) dieser Tour anzusteuern. Nach einem gepflegten 10er Pack Bier, 4 Pässen und 185km vielen wir recht früh in die Schlafsäcke.

7. Tag

Churweiden – Landeck

Nach einem kurzen Frühstück in der Giger-Bar in Chur ging es über Landquart längs dem gleichnamigen Fluß Richtung Davos. Kurz bevor wir in den Touristenzirkus von Davos kamen, bogen wir links ab und namen die Strasse zum Flüelapass in Angriff. Schöne weite Kurven auf griffigem Asphalt liessen uns recht gemütlich Höhenmeter machen.
Etwas anspruchsvoller war die Abfahrt mit einigen engen Kehren, allerdings waren diese im Vergleich zu bereits Erlebten kaum aufgefallen.
Durch das teilweise sehr enge Inntal ging es weiter bis Martina.
Direkt vor der Grenze biegen wir rechts ab auf die B185 um dann doch nach ein paar Metern erneut an der Schweiz-Österreichischen Grenze zu stehen. Aber da niemand uns beachtet, ballern wir weiter den Berg hinauf. Die jetzt folgende Strecke würde sich perfekt für eine Bergrennstrecke eignen. Über genialen Teer mit wunderbaren Kurven wedeln wir nach Nauders, um auf dem Weg nach Landeck zumindest die Abfahrt vom Reschenpass mit zunehmen. Allerdings kommt man sich hier fast vor wie auf einer Autobahn. Viel Verkehr, Baustellen und breite Strassen.
So erreichen wir recht gelangweilt Landeck und lassen uns auf einem winzigen Campingplatz fast direkt am Inn nieder.
Da sich der Urlaub dem Ende zuneigt wurde hier der Supermarkt um die Ecke geplündert und zur Feier des Tages ein Partydöschen Bier geleert und einiges an Fleisch gegrillt.

8. Tag

Landeck – Königsstein/Taunus

Wir brachen relativ früh auf und fuhren auf der B197 Richtung St.
Anton. Hier ist das absolute Touristengebiet. Im Winter muss hier echt die Hölle los sein. Dem Ansturm tragen die breiten Strassen Rechnung.
Man wird fast automatisch auf eine vierspurige Schnellstrasse gelotst, die sich durch viele sehr lange Tunnel bis zum Arlbergpass zieht. Nach dem ersten Tunnel, in dem wir fast 15 Minuten dem Klang unserer Moppeds lauschten, bogen wir auf die Arlberg-Panorama-Strasse ab und fuhren so wesentlich schöner Richtung Pass.
Als es plötzlich bergab ging, wusste ich, dass das gerade der Arlbergpass war. Wirklich unscheinbar.
In Stuben gings rechts ab Richtung Zürs über den Flexenpass. Das spannendste daran war der Tunnel-, Galeriemix kurz vor der Passhöhe.
Leider wurde in dem Tunnel gerade gebaut, so hatte man zwar keinen Gegenverkehr, aber reichlich Dreck auf der Strasse. Aber der Klang von Ixil und BOS werden die Bauarbeiter noch lange gehört haben.
Die eigentlich Passhöhe war nichts Besonderes.
In Warth bogen wir rechts ab auf die B198 und folgten dem wirklich schönen Lechtal bis kurz vor Elmen. Da gings ab aufs Hochtennjoch. War die Auffahrt schon genial, so wurde die Abfahrt noch besser. Die Strasse führte an der senkrechten Wand entlang in die Tiefe. Beim nächstenmal fahre ich diese Strecke in entgegengesetzte Richtung von Imst aus. Wäre vermutlich noch schöner.
Ab Imst ging es nur noch über den Fernpass Richtung Deutschland.
Hunderte Autos, ebenso viele LKW und überholen ist fast unmöglich. Wer also in diese Gegend fahren möchte, sollte von Deutschland aus kommend in Bichlbach rechts auf die L21 abbiegen und durchs Lechtal und Hahntennjoch nach Imst und dann weiter Richtung Landeck fahren. Auf dem Fernpass wird man zum Amokläufer.
Eigentlich wollten wir zwischen Füssen und Kempten noch mal eine Nacht verbringen, doch irgendwie lief es grad so gut und wir entschieden auf einem Rastplatz uns die Stöpsel in die Ohren zu stecken und nach Hause zu fahren.
Alles lief glatt, nur die Ecke um Frankfurt/Main wurde noch mal richtig nervig, da doch sehr viel Verkehr herrschte und wir schon einige Kilometer auf dem Buckel hatten. Zumal es dunkel war und man vor lauter Lichtern den Anderen kaum ausmachen konnte.
Trotzallem sind wir wieder gut in der Heimat gelandet.

Fazit:
Die An- und Abreise zu den Alpen ist sehr lang und langweilig.
Aber es lohnt sich. Wir hatten in den Bergen genialstes Wetter, womit niemand wirklich gerechnet hatte.
Als Tagesetappe sollte man in den Alpen nicht mehr als 250km einplanen, denn die Streckenführung ist sehr anspruchsvoll und auch die Auf- und Abstiege der Pässe sind für den Körper sehr anstrengend.
Ich persönlich hatte nach diesen fast 3200km die Nase gestrichen voll von Kurven, Pässen und Autobahn. Am Abend des letzten Tages war ich konditionell ganzschön am Ende.
Trotzdem war es seit vielen Jahren ohne Urlaub eine der schönsten Urlaube, die ich je gemacht habe.
Jedem kann ich nur raten, sich aufs Motorrad zu setzen und loszufahren, denn Urlaub is angesagt!=
Wenn ich Du wäre, wäre ich lieber ich!
(M.Dilgert, Bacharach ´09)

Es gibt viele Leute, die wollen glänzen,
obwohl Sie keinen Schimmer haben!

(Heinz Erhardt)
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moppedwolf
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Re: Passkontrolle 2007 Nachtrag

Beitrag von moppedwolf »

SACK! :mrgreen:

Den Grossglockner simmer nach Hittisau auch gefahren! War goil!

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Und ganz oben habsch noch'n Leckerli entdeckt!!
Da wollte ich hin und Maut sparen!! :mrgreen:
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und was hammer am Abend vorher noch gekämpft in Bayrisch Zell! Goil wars, jederzeit wieder!!
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Mehr pics unter
http://www.pixum.de/viewalbum/id/4473231" onclick="window.open(this.href);return false;

Hey schwede,
endlich bissu ma wieda hier!
Kommste mal wieder hier inne Nähe??

LG :wave:
Wolf

PS: hab ich den SACK schon erwähnt??
Obersäckiger! :lol: :lol:
WolfsGruss :wave: Unfall? Früher hatte ich zwei linke Hände, heute eine rechte! :mrgreen:
Cop'n'crashfree season!!![/i] :wink:
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Blubber
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Re: Passkontrolle 2007 Nachtrag

Beitrag von Blubber »

Kann dem Wolf nur beipflichten.
Schön mal wieder was von Dir zu lesen.

Haste wohl mächtig Spass gehabt auf der Tour. Kann Dir nur beipflichten, man sollte so oft wie möglich
das Mopped aufrödeln und nach Südtirol aufbrechen. Da brauchste Jahre, bis du alle Strecken abgefahren hast.

Hach, ich könnt auch schon wieder los, wenns nur nicht son Schei55ndreckwetter wäre.

Grüßle an die Schwedenfamilie

Blubber
Meine Meinung steht fest - bitte verwirren Sie mich nicht
mit Tatsachen !
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RedSun
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Re: Passkontrolle 2007 Nachtrag

Beitrag von RedSun »

Moin,
Alpen und Dogge paßt eigentlich ganz gut zusammen. Dieses habe ich 2008 auf unserer Zillertal-Tour gemerkt sowie 2009 beim 6. int. Treffen. Hier war mein Highlight unsere Tour über die Silvretta.
Diese Tour sind wir mit insgesamt 4 Doggen gefahren. Waren dann so 300 km, die wir recht stramm abgespult haben, damit wir pünklich zum Fotoshoting zurück waren. Danach dann noch richtig so ca. 5 Stunden, bis 3 Uhr morgens, abgerockt. Auf unserer Heimreise über das Altmühltal habe ich dann nach ca. 100 km um eine Pause gebettelt, sonst wäre ich sicher vom Mopped gekippt. An der Tanke erstmal ein 3/4 Liter von so einem isotonischen Wasser in mich reingeschüttet. :-D
DLzG :cool:
Arno
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norulesrider
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Re: Passkontrolle 2007 Nachtrag

Beitrag von norulesrider »

hey alter schwede,

ja südtirol ischt echt goil, die dolos sind ein traum, bin 3-4 im jahr dort und immer wieder von neuem begeistert, im dorf tirol gibt es eine bikerunterkunft, fam. und nett,
falls du mal wieder in der gegend von meran bist.
es war sehr kurzweilig, deinen reisebericht zu lesen, toll gemacht.

hier ein paar bilder aus der gegend........

http://www.youtube.com/watch?v=cXGABIg6eD4" onclick="window.open(this.href);return false;

der wahltiroler

noru

-- Freitag 23. Oktober 2009, 16:01 --
norulesrider hat geschrieben:hey alter schwede,

ja südtirol ischt echt goil, die dolos sind ein traum, bin 3-4 im jahr dort und immer wieder von neuem begeistert, im dorf tirol gibt es eine bikerunterkunft, fam. und nett,
falls du mal wieder in der gegend von meran bist.
es war sehr kurzweilig, deinen reisebericht zu lesen, toll gemacht.

hier ein paar bilder aus der gegend........

http://www.youtube.com/watch?v=cXGABIg6eD4" onclick="window.open(this.href);return false;

der wahltiroler

noru
und hier noch paar eindrücke von den tiroler steinhaufen.

http://www.youtube.com/watch?v=mp-pUn-zDyo" onclick="window.open(this.href);return false;

nun hab i durscht, bei soviel arbeit .-)
:givemebeer:
Antworten